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Lerngeländer: So funktioniert effizientes Scaffolding

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Wichtige Elemente für den Lernerfolg

Adressatengerechtes Unterrichten und forschendes Lernen sind wichtige Elemente für den Lernerfolg. Dabei gilt es auch, eventuelle Sprachbarrieren zu überwinden – nicht nur im Fremdsprachenunterricht oder bei Kindern, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Denn auch jedes Unterrichtsfach hat seine eigene Fachsprache, die die Kinder sich zunächst aneignen müssen, um die Inhalte treffend zu erfassen und wiederzugeben.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die Methode des Scaffoldings vor und zeigen Ihnen, wie Sie diese Lerngerüste individuell in der Praxis einsetzen, um Ihre Kinder zum konstruktivistischen Lernen anzuleiten, damit sie ihre Fähigkeiten mit Freude entdecken und verfeinern.

Was bedeutet Scaffolding?

Der Begriff »Scaffolding« kommt aus dem Englischen und bedeutet (Bau-)Gerüst. Als Lehrmethode bezeichnet er ein Konzept, das die Schülerinnen und Schüler Schritt für Schritt vom Simplen und Bekannten ins Komplexe und Unbekannte führt. Zur Unterstützung baut die Lehrkraft ein Gerüst, das nach und nach wieder abgebaut wird. Erfolgreiches Scaffolding hat also das Ziel, sich selbst auch wieder abzuschaffen.

Diese Methode zählt zu den konstruktivistischen Lerntheorien und eignet sich nicht nur für den Fremdsprachenunterricht, sondern generell für alle Fächer und Themen, in denen Fachsprache relevant ist. Außerdem ist Scaffolding ein effizientes Werkzeug im DaF- bzw. DaZ-Unterricht, um Sprachbarrieren nach und nach abzubauen, indem man bekannte Sprachbausteine benutzt, um neue Sachzusammenhänge zu beschreiben.

Beispiele für angewandtes Scaffolding in Ihrem Unterricht

Sachunterricht, Daz / DaF, Mathematik, Fremdsprachenunterricht oder Kunst – Scaffolding kann in jedem Unterrichtsfach zum Einsatz kommen, da es ein Konzept für sprachsensiblen Unterricht darstellt und nicht inhaltsgebunden ist. Jedes Fach basiert auf Sprache – anders verstünden Ihre Kinder weder Texte noch Textaufgaben, könnten ihre Gedanken, Beobachtungen und Gefühle nicht treffend äußern bzw. auch nicht dem Unterrichtsgeschehen folgen.

Unser Arbeitsblatt skizziert Ideen für den Einsatz des Lerngeländers in unterschiedlichen Fächern. Lassen Sie sich einfach zusätzlich von den zahlreichen Angeboten im Internet zu Unterrichtseinheiten inspirieren – mit ein wenig Übung bereiten Sie jedes Thema anhand der Scaffolding-Methode vor und vermitteln es entsprechend.

Die einzelnen Stufen der Lehrmethode

Scaffolding setzt sich nach Pauline Gibbons (2002) aus vier Elementen zusammen. Die ersten drei gehören zur Vorbereitung und werden auch Makro-Scaffolding genannt. Der letzten Schritt, also die Umsetzung der Einheit mit Hilfestellungen der Lehrkraft wird auch als Mikro-Scaffolding bezeichnet:

  • Bedarfsanalyse
  • Lernstandsanalyse
  • Unterrichtsplanung
  • Unterrichtsinteraktion


1. Bedarfsanalyse

Was müssen die Lernenden tun, um die Aufgabe zu erfüllen, welche Texte müssen sie lesen, hören oder schreiben? Inwiefern können Sie das Material didaktisch vorentlasten, indem Sie z. B. die zu lesenden Texte logisch umstrukturieren oder bestimmte grammatische Strukturen erklären?

2. Lernstandsanalyse
Entspricht der Lernstand Ihrer Kinder den Anforderungen der Lerneinheit oder müssen Sie vorher noch Hintergrundwissen erläutern? Bevor Sie über gesunde Ernährung reden, hilft es z. B. im Klassenverband alle Obst- und Gemüsesorten zu sammeln, die die Kinder bereits kennen – oder eben noch nicht kennen. Achten Sie außerdem auf klar und verständlich formulierte Fragen, damit Ihre Kinder die Arbeitsaufträge unmissverständlich begreifen und zielgerichtet umsetzen.

3. Unterrichtsplanung
Hierbei helfen die folgenden Leitsätze:

  • vom Einfachen zum Komplexen
  • von der Alltagssprache zur Fachsprache
  • von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit


Konkret heißt das
: Wenn Sie etwas für die Kinder Unbekanntes anhand einer Abbildung / eines Bildes einführen, lassen Sie sie im ersten Schritt in ihren eigenen Worten erklären, was sie da sehen. Wenn Sie z. B. das Thema Getreide bearbeiten (um anschließend über gesunde Ernährung zu sprechen), werden Ihre Kinder in der Unterrichtsaktion anfangs wahrscheinlich keine Worte wie Fruchtstand, Rispen, Grannen oder Ähren benutzen, sondern eher von Stielen, Körnern und Haaren sprechen.

Diesen ersten Zugang können Sie dann im nächsten Schritt nutzen, um die Kinder in einer Art Memory die richtigen Bezeichnungen und Beschreibungen einander zuordnen zu lassen. Im dritten Schritt könnten Sie gemeinsam die Abbildung einer Getreidepflanze mit den passenden Fachbegriffen beschriften.

Sie kennen Ihre Schüler und können sich gut in sie hineinversetzen. Mit zunehmender Scaffolding-Erfahrung wird es Ihnen außerdem immer leichter fallen, die nächsten Schritte und Gedanken Ihrer Lerngruppe vorauszusehen. So wird es Ihnen spielend gelingen, immer effizientere Lerngerüste passgenau auf Ihre Kinder zuzuschneiden und diese dann erfolgreich umzusetzen.

4. Unterrichtsinteraktion
Wenn Sie Ihre Planung abgeschlossen haben, gehen Sie gemeinsam ans Werk. Achten Sie darauf, nicht ins Frage-Antwort-Schema zu fallen, sondern lassen Sie Ihren Schülern Zeit, in Partnerarbeit, Arbeitsgruppen oder auch alleine Fragestellungen zu lösen. Bei Verständnisfragen stehen Sie der Lerngruppe natürlich wie immer zur Seite.

Hören Sie den aktiv zu und geben Sie alltagssprachliche Äußerungen Ihrer Schüler ggf. im fachsprachlichen Register wieder, wenn der entsprechende Lernschritt schon hinter der Lerngruppe liegt. Regen Sie außerdem mit offenen Fragen zum Nachdenken an: Was verrät uns z. B. die Eigenschaft der Winterruhe über das Tier? Wie verhält es sich? Muss ein Eichhörnchen im Herbst genauso viel futtern wie ein Igel? Wie können wir als Menschen den Tieren helfen?

So bekommen die Lernenden die Möglichkeit, sich die Inhalte selbst zu erarbeiten und sind am Ende der Einheit vielleicht sogar in der Lage, viele neue Fragen zu beantworten, die sich im Laufe des Unterrichts ergeben haben.

8 Erfolgsfaktoren für gelungenes Scaffolding

Scaffolding will gut vorbereitet sein. Damit es gelingt, haben wir für Sie acht Kriterien nach Jamie McKenzie zusammengestellt, die Sie bei der Planung beachten sollten – gerne auch mit der Hilfe neutraler Testpersonen aus Ihrem Umfeld.

1. Klare Anweisungen
Die Lernenden müssen genau verstehen, was sie tun sollen. Daher empfiehlt es sich, die Lektion vorher kritisch zu prüfen, um Verständnisschwierigkeiten, Unklarheiten und Missverständnisse auszuschließen. Sie können dafür im Idealfall auf das Feedback einer Person aus Ihrem Familien- oder Bekanntenkreis zurückgreifen, die genauso viel oder wenig fachliches Vorwissen hat wie ihre Schüler.

2. Klarer Zweck
Den Lernenden muss klar sein, warum sie sich mit dem jeweiligen Thema befassen sollen – und zwar über den eigentlich Lernzweck hinaus. Ordnen Sie die Einheit in einen größeren Kontext ein, wie z. B. »Wir befassen uns mit gesunder Ernährung, weil euch das im Alltag hilft, fit und konzentriert zu sein, und weil wir uns daher gemeinsam überlegen, wie wir unsere Ernährungsgewohnheiten verbessern können«.

3. Lernende schweifen nicht vom Thema ab
Stellen Sie nur relevante Materialien zur Verfügung. Die Lernenden sollten sich nicht in Nebenthemen verlieren, sondern immer wieder zum eigentlichen Thema der Einheit zurückkehren und Stück für Stück die einzelnen Lernziele erreichen.

4. Erwartungen werden transparent kommuniziert
Zeigen Sie Ihren Schülern dazu Musterlösungen ähnlicher Unterrichtseinheiten. So können sie besser nachvollziehen, was sie konkret tun müssen, um den Arbeitsauftrag zu erfüllen. Die Kinder sollten ihre Fragen zum Vorgehen vorab klären können: Reichen Stichpunkte, soll oder darf ich malen, wie umfangreich sollen meine Antworten sein?

5. Geeignete Quellen
Dieses Kriterium ist vor allem wichtig, wenn Sie Ihre Kinder selbst online recherchieren lassen möchten, da das Internet eine schier unfassbare Masse an Informationen bietet und auch Schüler an weiterführenden Schulen oft nicht offiziell gelernt haben, wie gute Recherche funktioniert. Treffen Sie also eine Vorauswahl von Internetquellen, auf die sich Ihre Schüler beschränken sollen.

6. Minimierung von Unsicherheit, Überraschung und Enttäuschung
Wenn Sie Ihre Scaffolding-Einheit schon selbst oder mithilfe von anderen gewissenhaft getestet haben, ist dieses Kriterium im besten Fall schon erfüllt: Versetzen Sie sich in die Lage Ihrer Klasse und gehen Sie die Aufgabenstellungen samt Material durch. Sind unverständliche (Fach-)Wörter enthalten? Setzt ein Material Vorkenntnisse voraus, die vielleicht nicht alle haben? Widersprechen sich Informationen in einzelnen Punkten oder sind erst gar nicht relevant, um die Aufgabe zu lösen? Beseitigen Sie alle möglichen Hindernisse, die eher zu Frustration als zu einem Erfolgserlebnis führen würden.

7. Hohe Effizienz
Das Material sollte so abwechslungsreich und ansprechend gestaltet sein, dass bei den Lernenden weder Langeweile noch Gefühle der Sinnlosigkeit aufkommen. Sie sollten beim Arbeiten das Gefühl haben, dass sie mit jedem neuen Puzzlestückchen das große Ganze besser erfassen und neugierig bleiben, bis das Lernziel erreicht ist. Durch die intrinsische Motivation Ihrer Kinder werden sie freiwillig am Ball bleiben und sich für das neue Thema begeistern.

8. Inspiration und Motivation
Durch eine gelungene Lernerfahrung steigt die Selbstwirksamkeit Ihrer Schüler. Sie werden stolz auf ihr Geleistetes sein und das Erlebnis wiederholen wollen. Im besten Fall führt das neu Gelernte dazu, dass die Kinder es von sich aus noch genauer wissen wollen und Vorschläge für weitere Themen und Ideen haben, die sie anhand eines weiteren Lerngerüsts untersuchen wollen.

Exkurs: WebQuests als Anwendung des Scaffoldings im Internet

Generell wird Scaffolding auch oft im E-Learning- sowie Blended-Learning-Bereich genutzt – aktuell noch eher zur Einarbeitung von neuen Mitarbeitern statt als Unterrichtsmethode in der Schule. Im E-Learning stehen den Lernenden verschiedene Quellen in Form von unterschiedlichen Medien zur Verfügung, die sie sich selbstorganisiert erschließen sollen.

Beim Blended Learning wird dieses Vorgehen um einen Lernpartner erweitert, um Lernziele zu erreichen. Hierbei unterstützen und begleiten die Lehrenden den Lernprozess und ermöglichen es dem Lernenden so, seine Kompetenzen eigenverantwortlich zu entwickeln und zu erweitern.

WebQuests werden international auch an Schulen eingesetzt. Es handelt sich um eine Methode des forschenden Lernens, bei der den Schülern verschiedene Aufgaben zu einem bestimmten Thema gestellt werden, die sie mittels Internetrecherche (unter Vorgabe der Quellen durch die entsprechende WebQuest oder die Lehrkraft) lösen sollen. Die einzelnen Aufgaben bauen aufeinander auf und werden zunehmend komplexer. So erlernen die Schüler nebenbei auch den effizienten Umgang mit Medien und die Grundlagen der Recherche.

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